Unser längstes Kanufahr -Abenteuer 2014 ereilte uns Ende Mai, als wir in der unerwarteten Hitzewelle an Pfingsten spontan beschlossen, raus aus Berlin und zwar mit dem Kanu direkt von der Werkstatt aus! Also alle wasserfesten Säcke zusammengesucht, unsere tolle blaue Tonne mit reichhaltigem Kanu-Kraft-Essen gefüllt (Bananen ohne Ende), Schlafsäcke, Zelt, Hut, Segel, Fernglas für die wilden Tiere und alles rein ins Kanu! So sieht das dann bei uns aus:
Der erste Tag führte uns auf der Spree gegen die fast nicht existierende Strömung von Schöneweide, durch die Köpenicker Haus-, Villen- und Industrielandschaft zum Langen See, wo wir an dem, jedem Berliner wohl bekannten Nacktbadestrand nächtigten, noch ein schönes Abendbad nahmen, und gleich ein Wärmegewitter über uns hinwegzog, das uns etwas Erfurcht mitten im Wald einflößte.
Der nächste Tag war klar und wunderbar und bei uns gings richtig los: Langer See, Seddinsee, Zeuthener See...mit exklusivem Chilli sem carne im einzig existierenden Kochtopf und phantastischem Badestrand in Niederlehme, nebenbei lernten wir Neuberliner, dass die Einheimischen Königswusterhausen als „KW“ bezeichen, was für uns zu Anfang nicht zu entschlüsselnde Hieroglyphen darstellten…also rein nach KW, und erschöpfte Endstation schon bei Sonnenuntergang am Krimnicksee an einer kleinen, feinen und versteckten Biegung: Kochen mit Taschenlampen, schon traditionelles Abendbad und die erste Weinflasche der Runde wurde geköpft!
Nach dem Aufwachen: Freude, Freude, Freude, mit dem Kaffee in der Hand, den Füßen im warmen Wasser und dem Besuch einer Entenfamilie ging der nächste Tag sehr entspannt los...
Alles eingepackt, verstaut und los: Nach dem Krupelsee (!) nun für uns zum ersten Mal die Entdeckung der Dahme-Wasserstraße, die schön einsam zum großen Teil mit dichtem Wald umsäumt ist. Die einzigen menschlichen Wesen dieses Abschnitts waren die Fischer am Land und im Boot, sonst Schilf, Vögelgezwitscher, das nächste Wärmegewitter mit kurzem Stopp im Unterholz, imposante Wolkenformationen und wunderbares Grün-Blau! Unser Nachtlager fanden wir wieder erst bei Sonnenuntergang an einer schönen Waldlichtung, Kochen, Spaziergang und sehr sehr müde in den Schlafsack krabbeln.
Der nächste Tag war voll schöner Überraschungen, Lisa fing sich die erste Zecke ein, wir verliebten uns in den Köthener See, auf dem Nikola zum ersten Mal auf dieser Tour sein Segel ausprobierte, nicht zu vergessen der tolle Tante-Emma-Laden in Märkisch-Buchholz mit Mittagessen in einem richtigen Restaurant mit Riesenportionen beim nächsten Gewitter...
An diesem Tag waren wir richtig fit, paddelten bis zum offiziellen Schild „Herzlich willkommen im Spreewald“ (klischeehaft gleich dahinter: „Hier gibts Gurken!!!!!!!!!), an dem wir fast Richtung Süden weiter gepaddelt wären, wäre uns nicht seltsam vorgekommen, dass die Abendsonne auf der falschen Seite stand, hupppppppps, also schnell umgedreht, die richtige Schleuse erwischt und endlich auf der alten Spree!!! Dort trafen wir auf eine super Strömung, aber ziemlich heftigen Gegenwind und letztendlich auf einen Biwakplatz mit Dusche in Neuendorf und dem Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft mit einem Glas Bier und einer ziemlich seltsamen Hochzeitsgesellschaft im Wirtshaus!
Am nächsten Tag gings früh los bei massivem Gegenwind und Wellen auf dem Neuendorfer See. Als Wiedergutmachung bekamen wir dann eine wunderschöne alte Spree zu Gesicht, zugewachsen, viele Vögel, Biberbauten ohne Ende und einem hoch romantischem Platz zum Übernachten am Glower See mit deftigem Abendessen über dem Lagerfeuer gebruzelt, Sonnenuntergang und den ersten Bibern! Juhuhu!!!!
Die Fahrt nach Beeskow am nächsten Tag ging dann super schnell, Dorfbesichtigung zu Fuß und wieder großes Glück: Mittelaltermarkt und Dorffest, wunderbare Süßigkeiten an den vielen Ständen und Amusement... Mit vollem Bauch legten wir ab, das übliche Gewitter hatte sich schon abgeregnet, aber auch nach 10 km fanden wir keinen Schlafplatz, der uns überzeugte...
Kurzschlussreaktion bei Unterzuckergefahr: „wir bleiben jetzt hier, wo wir gerade sind!“ Und das sollte sich als großes Glück herausstellen: Wir schlugen genau das Zelt an einem Punkt am Fluss auf, den die Tiere der umliegenden Wälder als Übergang benutzen. Während wir in der Dämmerung zum Kochen anfingen, raschelte und ruckelte es ganz in unserer Nähe am Ufer, wir beachteten es erst nicht weiter, aber dann kam ein großes Platsch-Geräusch nach dem Nächsten: und tatsächlich hatten wir eine pudelnasse Wildschwein-Familie 15 Meter vor uns, die gerade schwimmend den Fluss überquert hatte und in das Waldstück auf unserer Seite wollte: Ein tolles Schauspiel, das Nikola fasziniert und Lisa halb steif vor Angst bestaunten!
Früh morgens beim Kaffee dann die nächste Überraschung: Platsch, platsch, platsch, wir schlichen uns etwas näher ans Wasser und tatsächlich: ein junges Reh, das schwimmend den Fluss überquerte und 3 Meter vor uns aus dem Schilf stackste, für ein paar Sekunden vor Schreck erstarrte und dann in wunderschönen großen Sprüngen davonlief! Der Tag war damit schon mal gerettet!
Inzwischen konnten wir professionell mit Schleusen und Schleppen umgehen, die alle 20km auftauchten...
In Neubrück machten wir bei einem sehr sympathischen Kiosk mit Terrasse am Ufer Halt und schauten uns ein altes italienisches Motorboot an, das uns eine ältere Dame, mit der wir ins Gespräch kamen, verkaufen wollte...weiter von der alten Spree in den Oder-Spreekanal, mit Abstand das langweiligste Stück der ganzen Runde, allerdings fanden wir eine schöne kleine Insel an einem ausuferenden Teil und veranstalteten nachmittags ein Riesenkochgelage mit Wein, Siesta und Kaffee zum Aufwachen...und übernachteten am Ufer von Berkenbrück.
Am nächsten Tag wollten wir schnell Fürstenwalde und den Oder-Spreekanal hinter uns lassen und gaben Gas, um wieder in der alten Spree zu landen. Diese ringelte sich dann wunderschön durch eine sumpfige Landschaft mit kleinen Dörfern...
Wir übernachteten bei Hangelsberg in einer ruhigen Biegung und starteten den nächsten Tag mit einem Frühbad zum Aufwachen, was uns anscheinend so gute Energie bescherte, dass wir an unserem letzten Tag über 40 km fuhren: über die Windungen der alten Spree bis nach Neu Zittau, über den schönen Dämeritzsee nach Klein-Venedig und zum kleinen Müggelsee, Pause mit Jause und dann nochmal richtig Anlauf genommen und mitten durch den Müggelsee gepaddelt bei Seitenwind und allmählichen Kräfteverlusten, Pause in Friedrichshagen, dann irgendwann endlich in Köpenick und immer noch 6 km bis zur Werkstatt, an der wir bei Sonnenuntergang völlig erschöpft ankamen, aber ein wunderbares Mahl von den lieben Kollegen gekocht bekamen!
Wir zehrten wochenlang von unserer 10-tägigen Tour, waren ganz beschwingt und erzählten jedem, was wir draußen erlebt hatten! Damit es dieses Jahr wieder heißt: Märkische Rundfahrt ahoi!!!!!!!!!!!!!!
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